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Dienstag, 29. Juni 2021

Hatte das ehemalige Benediktinerkloster Ansbach was mit Helfta zu tun?

Grund und Boden des Klostergrundes von Helfta wurde zur Gründungszeit in einigen Fällen von der Benediktinerabtei Hersfeld abgelöst. Patron der Abtei war der hl. Wigbert. Komischerweise gab es aber in Helfta nie eine Wigbertikirche. Eine der ältesten Kirchen des Ortes trug das Patrozinium des hl. Gumpert. Auch dieser Patron weist ins Frankenland. Allerdings nach Ansbach. An der fränkischen Mission hat sich nämlich auch eine andere Abtei beteiligt, über deren Frühgeschichte nicht gar so viel bekannt ist, wie über Hersfeld, schon gar nicht, wenn es um Besitzungen in Mitteldeutschland geht. Bekannt ist eigentlich nur, dass Karl der Große die Abtei privilegierte und beschenkte.

Schön, könnte man denken. Nur dass die 1977/78 bei Grabungen gefundene Kirche an der sogenannten "Großen Klaus", nahe des jetzigen Grabungsgebietes relativ klein war und nur auf das 13. Jahrhundert datiert wurde. Die Flurbezeichnung "Große Klaus" des Hügels weckt irgendwie andere Erwartungen. Kaum zu glauben, dass man groß und klein verwechselt hat. Denn nebendran, dort, wo jetzt die Kaiserplalz ausgegraben wird, heißt das Flurstück mit der größeren Kirche "Kleine Klaus". Seltsam -  nicht wahr?

Jedenfalls, enttäuscht das Ergebnis, wenn das alles gewesen sein soll. Alles klingt verdreht. Doch die erwähnte alte Grabungsstelle lag mehr im "Hüttengrund" als auf dem mit "Große Klaus" benannten Hügel und schnitt diesen nur an. Ein Scan mit modernen Verfahren nebst Bodenwiderstandsmessung hat dieses Areal noch nicht erfasst. Das aber wäre wünschenswert, um nichts zu übersehen.

Was wäre zu erwarten? Nach meiner Logik, verdiente - unter der Voraussetzung, dass mit der Flurbezeichnung "Klaus" eine Kirche gemeint war - die sogenannte "Große Klaus" nur dann diese Bezeichnung, wenn die dort stehende Kirche größer gewesen wäre, als die auf der "Kleinen Klaus". Dabei ist davon auszugehen, dass es eine Zeitspanne gegeben haben muss, in der die beiden Kirchen gleichzeitig nebeneinander existierten. Unter dieser Prämisse, müsste die Kirche auf der "Großen Klaus" entsprechend der Bezeichnung wenigstens eine solche Zeitspanne lang, die für eine Namensgebung ausreichend wäre, größer gewesen sein, als diejenige auf der "Kleinen Klaus".

Also ist St. Gumpert im Großformat noch nicht gefunden. Gab es vielleicht zwei auseinanderfolgende Kirchen mit gleichem Patrozinium an bzw. auf der "Großen Klaus"? Dann wäre die größere und ältere noch zu suchen. Ich denke da an die Forschungen des Würzburger Archivars Paul Schöffel, der in einem Artikel über Pfarreiorganisation (1947) auch beschrieben hat, wie ein Bischof eine Eigenkirche ablöste, nämlich, indem er einfach eine ihm gehörende Kirche daneben erbauen ließ. - Zu St. Gumpert in Helfta zurückkehrend, lässt sich die kleine Kirche mit diesem ausgefallenem Patrozinium dann vielleicht so erklären, dass diese der Ersatzbau für eine ältere Kirche war, die noch nicht zum Bistum Halberstadt gehörte. 

Benediktiner haben in erhabener Lage gebaut. Die Hügelspitze der "Großen Klaus" ist erhaben. Und das Kloster Ansbach war um das Jahr Tausend herum eine bedeutende Abtei. Könnte nicht in jener Zeit, als man auf der "Kleinen Klaus" das imposante Bauwerk zu errichten begann, das derzeit ergraben wird, die "Große Klaus" mit einer altehrwürdigen großen Benediktinerkirche geziert gewesen sein, deren Eigentümer die Benediktiner von Ansbach waren? St. Gumpert gibt jedenfalls diese Frage auf. Und ob zum Baubeginn auf der "Kleinen Klaus" nicht bereits ein kleineres Kirchlein dort bestand, das den Anlass für die Verhältnisbestimmung von "groß" und "klein" bei der Flurbezeichnung gab? - Mal sehen, was die Grabungen ergeben.

... In den nächsten Tagen folgt hier etwas Literatur dazu ...