Freitag, 23. Oktober 2020

Bildmaterial zu Mechtild von Hakeborn - eine Anregung

Verschwunden und vom Zahn der Zeit zerfressen - so könnte man das beschreiben. 

Eine Suche nach bildlichen Darstellungen, seien es nun Skizzen, Gemälde oder Skulpturen, bringt bisher wenig Ertrag. Allein die Erwähnung der Matelda in Dantes Göttlicher Komödie und die kurz in diesem Blog (im März 2020) erwähnte und verlinkte Federzeichnung des Hieronymus Bosch spricht jedoch für eine gewisse Bekanntheit und Verehrung dieser Mechtild bis ins frühe 16. Jahrhundert hinein. Ist wirklich fast alles verschwunden?

Nun sind die meisten ZisterzienserInnenkirchen in ihrer Ausstattung eher barocklastig, pflegen also den Stil einer Zeit, in der Mechtilds "Stern" bereits im Schatten ihrer Mitschwester Gertrud stand. Doch wie ist es mit dem Bestand von Dorfkirchen, die einst zu Klöstern gehörten? Um Mechtild zu finden, müssten - neben heutigen - vor allem Darstellungen von vor 1517 unter den Heiligen in Altären, Deckengemälden, Figurengruppen und Statuen einmal gezielter untersucht werden. Wie wurde sie dargestellt? Ähnlich wie Gertrud, sodass eine ursprüngliche Mechtild später problemlos zu einer Gertrud werden konnte?

Da das kommende Jahr Dante Alighieri feiert, könnte es reizen, alte Illustrationen seiner Werkausgaben einmal auf ein solches Bildmaterial hin zu untersuchen. Darin könnten zudem am ehesten noch nachreformatorische Darstellungen zu erwarten sein. Und wer von diesem Werk als Künstler beeindruckt war, hätte - ähnlich wie Bosch - durchaus ein Motiv gehabt, die kleine Begegnung mit Mechtild zu malen, z.B. auch als den zu besteigenden Berg mit den Stufen zum Paradies...

Im Kloster ist die Möglichkeit begrenzt, in solcher Sache suchend unterwegs zu sein. Doch da Mechtilds Werk heute interessiert, könnten sich ja vielleicht Menschen finden, die helfen, solche Verweise zusammenzutragen...

Da mich das Werk der Mechtild immer wieder beschäftigt, beabsichtige ich, in nächster Zeit einen gesonderten Blog zu ihrem Werk zu starten.

Freitag, 16. Oktober 2020

Von einem Ort zum andern - ein Segen?

Gemeinhin wird man die Frage nach dem Segen eines Ortswechsels mit 'Nein' beantworten. Denn es widerspricht in Klöstern, die nach der Regel des hl. Benedikt leben, dem Gelübde der Stabilitas. Allerdings kommen Umzüge dennoch vor, aus vielfältigen und auch individuellen Gründen. Es gibt ein stilles Wandern von Haus zu Haus. Doch davon soll hier nicht die Rede sein. Es betrifft auch nicht die Mehrheit der Ordensleute.

Zwei Ereignisse sind allerdings besonders geeignet, Ortsveränderungen abzunötigen: Neugründungen und Klosterauflösungen. Der große Unterschied dürfte im Anlass liegen, denn die erste Gruppe bringt Elan mit, manchmal auch das, womit es andernorts Probleme gab. Die zweite Gruppe kennzeichnet Traurigkeit und Wehmut. Der Energiepegel steht kurz vor der vollständigen Akkuentladung. Sie haben etwas verloren, was ihnen sehr lieb war: Ihr Zuhause.

Nichtsdestotrotz kann dies auch positive Folgen haben, gibt doch die neue Mischung am neuen Ort denen, die zuvor noch bis zum Umfallen arbeiteten, nun ein ruhigeres Umfeld zum Einleben, und es verändert dieses Dasein allein durch die Anwesenheit über die Zeit auch die Gemeinschaft am neuen Ort. Und darin liegt eine Chance! Betagte Schwestern haben mitunter viel Lebenserfahrung, die sie einbringen können. Und sie haben gelernt, zu beten, während jüngere Schwestern regelmäßig viel auf ihre eigene Leistung und Intelligenz setzen. So ist eine Auflösung nicht immer nur Drama, sondern auch Geschenk am neuen Ort.
 
Doch auch der erstgenannte Fall bietet Ambivalentes, gerade dann, wenn zuviele und zuviele unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichsten Gemeinschaften eine Neugründung bevölkern. Es dauert mitunter Jahre und Jahrzehnte, bis eine einheitliche Linie gefunden ist, die das Positive aller aufnimmt, bis also eine Gemeinschaft im engeren Sinn entsteht (z.B. auch, wenn Menschen verschiedener Ordensgemeinschaften sich mit der Absicht eines Übertritts sammeln). Ein solches Werden steht und fällt mit der Bereitschaft jedes einzelnen Mitglieds, sich einzubringen, aber auch zurückzunehmen, wo es not tut. Und natürlich ist es dann wichtig, sich auf die Spiritualität des neuen Ordens einzulassen. Wer zuvor franziskanische Wurzeln hatte, erlebt die Praxis benediktinischer Armut anders, denn hier lag der Schwerpunkt schon immer darauf, in Gastfreundschaft dienstbar zu sein. Nicht jeder schafft es, dann auf die zuvor gelebten Prämissen zu verzichten, anders zu werden.

Ortsveränderung ist immer Arbeit! Handgreifliche und geistliche.

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Monastische Lebensdaten

Jeder weiß, dass der Eintrittstag, der Einkleidungstag und der Professtag wichtige klösterliche Daten im Leben einer Ordensfrau sind. Sie sind verbunden mit Wünschen, Hoffnungen und Emotionen. Das macht ihren Erinnerungswert aus. Für den Nichteingeweihten sind es ganz schlichte Zahlen, deren Bedeutung sich nicht von selbst erschließt, wenn solche Zahlen im Vorspann einer Bibel oder eines Gebetbuches auftauchen. Mit einem Menschen geht oft auch seine Geschichte unter.

Kürzlich fand ich eine solche Zahlenreihe in einem Gebetbuch, deren Überschrift besonders bemerkenswert die positive Verarbeitung zeigt, die mehr als ein Zisterzienserinnenkloster betrifft:


Was steckt dahinter?

1951 Klostereintritt, dann die üblichen Daten von Einkleidung und Erstprofess, dann ein Austritt, eine Pause...

ein neuer Eintritt...

und noch ein Eintritt...

dann eine größere zeitliche Pause und schließlich ein letzter Eintritt usque ad finem...

Manchmal kostet ein Klostereintritt eine Menge Geduld!