Mittwoch, 1. März 2023

1Petr 3,15, Begriffsbestimmungen und Anwenderfehler

Etwas Gegenwartsgeschichte: 

Wer in ein Kloster geht, von dem sollte man annehmen, dass seine Rede und seine Antwort spezifischer ausfällt, als die eines Durchschnittskirchgängers. Man kann sich täuschen!

Frage: Was lebt man eigentlich in einem Kloster?

Antwort: Ein klösterliches Leben.

Frage: Wie gestaltet sich das?

Antwort: Wir beten und arbeiten.

Dieser fiktive und etwas überzeichnete Dialog ist nicht unsinnig. Besonders inhaltsreich aber ist er auch nicht. Er steht für Stereotypen, mit denen oft die Frage nach der Substanz abgefangen wird. Und diese oder ähnliche Worthülsen verbergen manchmal auf recht eloquente Weise, dass einer Verpackung der Inhalt fehlt. "Ja unser heiliger Vater Bernhard. - Ein weites Feld!" Gut, wenn da jemand noch weiß, dass der Bernhard mal zu uns gehörte und eventuell, dass er mehr als einen Buchmeter im Nachlass hat. Das ist schon viel wert. Bei anderen ehemaligen Zisterziensern und Zisterzienserinnen sieht es viel dünner aus.

Woran liegt das? Könnte es sein, dass die vordergründigen Abläufe eines Klosteralltags im Laufe eines Lebens das Grundanliegen absorbieren? Man kann sich gut hinter allgemeinen Formeln verstecken, wie "Leben für Christus", "Mission", Evangelisation. Passt immer! Ob es aber glaubwürdig ist oder nicht, das hat viel mit Authentizität und ganz eigenen Motiven zu tun, auch damit, ob ich einem Fragenden einfach eine möglichst 'fromme' Antwort bieten will, bei der es darum geht, gut in den Augen des Anderen anzukommen oder ob ich mich wirklich anfragen lasse. Wenn Mönche oder Nonnen nicht mehr viel über das Mönchtum wissen, einen Cassian beispielsweise gar nicht gelesen haben, aber damit winken, dass zuviel Bildung dem geistlichen Leben schadet (nur nicht dem eigenen), wenn examinierte Theologen kaum was von Klöstern wissen und wenn man sich damit, im Kloster wohnend, dann auch noch zufrieden gibt, dann bleibt nur zu hoffen, dass die äußere Welt die Werte und das Wissen irgendwie wieder in die Klöster tragen wird.

Niemand, der mit Gästen zu tun hat und gerne als Mensch unserer Zeit angesehen werden will, wird die Frage nach der klösterlichen Bildung zurückhaltend beantworten. Und doch ist diese nicht immer so überbordend, wie man es gern darstellen möchte. Zudem gibt es auch Leute, denen es so wichtig ist, nach außen hin als gebildet zu erscheinen, dass sie deshalb - soweit sie es können - aktiv verhindern, dass klösterliche Bildung Allgemeingut wird. Denn - das alte Übel des Vergleichens - wenn jemand weiter kommt in der Materie als man selbst, dann büßt man womöglich die Zuwendung von Gästen ein oder erlangt nicht mehr deren Aufmerksamkeit in dem gewünschten Maße. Im Umkehrschluss heißt dies aber dann auch, dass klösterliche Bildung oft zu einem anderen Zweck eingesetzt wird, als wofür sie da ist, nämlich zur Vertiefung des eigenen geistlichen Lebens, um dann von innen heraus Rede und Antwort zu stehen. Und weil Gäste ein seismographisches Gespür dafür haben, zu erspüren, wo geistliches Futter zu haben ist, haben manche Ordensleute ein sensibles Gen dafür, solche Entwicklungen im Nebenmann oder in der Nebenfrau zu verhindern, zum Schaden für das Ganze.

Hier noch ein lebensechter Dialog zum Nachdenken!

Frage: Was wollen wir hier vor Ort leben?

Antwort: Ein schönes Zisterzienserleben.

Frage: Das kann ich auch auf dem Mond. Was bedeutet das hier an diesem Ort?

Antwort: -

Man könnte das natürlich noch vertiefen und schlichtweg fragen: Was ist ein schönes Zisterzienserleben und worin unterscheidet es sich von anderen Orden? Es gibt Zisterzienser und Zisterzienserinnen, die tatsächlich eine Antwort darauf haben. Man muss sie in unseren Breiten aber ein bisschen suchen.

Vor allem, so hörte ich oft, lernt man klösterliches Leben in der Praxis. Dies setzt nur voraus, dass diejenigen, von denen man lernen soll, wissen, was sie leben möchten und mit ihrem Leben Antwort und Wegweiser sind. Ja, ja - die überhöhten Ansprüche!