Es ist sicher unumstößlich, zu sagen, dass zisterziensische Spiritualität und Lebensweise durch die Jahrhunderte eigene Akzente gesetzt hat, und doch wird jeder, der sich in der Materie auskennt, ganz sicher nicht behaupten wollen, dass da nicht auch Entwicklungen, Veränderungen und Anpassungen stattgefunden haben. Eine Etablierung vor Ort, wo auch immer, setzte voraus, dass eine gewisse Integration in das lokale Sozialgefüge stattfand. Damit verbunden waren auch Rücksichtnahmen und Individualitäten, die das Spezifikum einer konkreten Gemeinschaft ausmachen - heute natürlich vielfach historisch gewachsen und als Brauchtum gepflegt.
Die Vorstellung, dass Uniformität eine Gleichheit in allen Dingen zeitigte, ist wohl schon immer Wunschdenken gewesen. Und während die Geschichtsschreibung mehr und mehr davon abrückt, sind Ordensleute gerade erst dort angekommen, finden das schön, und suchen - da alle Gemeinschaften kleiner werden - nun eine solche Lösung anzustreben, um Gemeinschaften und Standorte am Leben zu erhalten.
Wenn alle überall das gleiche tun, dann kann weltweit auch ausgetauscht werden, dann können Ordensmitglieder anderer Regionen, eine fremde Sprache einfach in einem anderen Konvent lernen, verstärken gleichzeitig den Personalstand, dort, wo es bedrohlich wackelt - ja - das ist durchaus eine überbrückende Lösung.
Und die Kehrseite? Sich das vor Ort ausbleibende "Personal" woanders zu leihen, kann aber auch entwurzeln. Ein Märchenschloss kann ich in jeden Freizeitpark hineinbauen. Klöster brauchen essenziell das lokale Eingebundensein und eine Bedeutung für das Sozialgefüge vor Ort. In dem Moment, in dem ein Kloster sich selbst genügt oder das Hören auf Veränderungen nicht ernst genug nimmt, wo man als Ordenschrist nicht mehr genau sagen kann, warum man ein christliches Leben nun ausgerechnet in "Verkleidung" und mit einem Wohnsitz in einem historischen Gebäude führen möchte, oder wo man in Überanpassung an ein "Draußen" das "Drinnen" vernachlässigt und dann eigentlich wirklich nur eine historische Dekoration darstellt, ist die Zugkraft dahin.
Auch der Blick von außen ist manchmal nötigend und gewaltsam entwurzelnd. Da versuchen regionale Entwicklungsmanager die "Marke Kloster" zu entwickeln, weil Klöster nunmal durchaus touristisch attraktiv sind und als Wirtschaftsfaktoren ausgeschlachtet werden können, ganz besonders dann, wenn da noch ein paar Nönnchen oder Mönchlein im Habit herumtanzen. Man müsse dieses oder jenes tun und wehe, wenn nicht. Sie vergessen dabei, dass dies nicht der Zweck eines Klosters ist. Religiosität ist zur skurrilen Nebensache geworden und etwa so spannend wie der Blick auf einen echten Indianer in seinem Reservat. Klosterkultur aber ist von innen her als Antwort auf Zeitgeschehen entstanden.
Das Eigene bewahren, stellt aber heute durchaus die Frage, was das Eigene ist, sowohl zentral, als auch lokal. Es mag reizvoll erscheinen und fantastisch, auf Gebräuche des 12. Jahrhunderts zurückzugreifen, plötzlich wieder alles in Latein zu singen (das allerdings die hiesige Mehrheit auch intern nicht mehr versteht, dafür aber internationale Integration erleichtert). Aber wer möchte gerne aus Buße heute noch barfuß herumlaufen und bei Wasser und Brot fasten? Wer möchte in einem Haus weitgehend ohne Heizung wohnen und seine Nostalgie bis hin zu einem Plumpsklo treiben? Das wäre dann die Extremvariante der Rückkehr zum Ursprung. Und wieviel Kokettieren mit der Armut tut auch den Insassen eines Klosters noch gut? Sagt doch Benedikt: Jedem wurde so viel zugeteilt, wie er nötig hatte (RB 34,1/ Apg 4,35). Das alles sind Fragen, die ein Heute betreffen? Was ich diesem Orden wünsche, ist ein sensibles Hören, nach innen wie nach außen.