Die deutsche
Übersetzung des Widmungsschreibens des Engelhard von Langheim an die Äbtissin
und die Nonnen von Wechterswinkel nach der Transkription von Hans Detlef Oppel[1]:
1 Der ehrwürdigen und in
Christus geliebten Herrin und Mutter M., Äbtissin zu Wechterswinchel, und dem
geweihten und von Gott geliebten Konvent ihrer Töchter, Engelhard, ihnen selbst
zu beidem als Diener und Sohn Verpflichteter, aber mehr noch als Sohn. 2 Dank
schulde ich für die Gnadenerweise, ich wünschte, (davon) abzutragen, wenn es
gegeben würde, es auch zu können. 3 Großes verdientet Ihr, doch ich bin nur
klein; woher sollte ich es haben? 4 Es tröstet mich allein dies, dass die Güte
Euch Gewohnheit ist, dass Ihr nicht unter denen seid, die Mildtätigkeit nach
Gewinn bewerten; die Frömmigkeit erstrebend, erachtet Ihr Gewinn und Ehre für
nichts. 5 Denn es genügt Euch vom Freund die Treue der Freundschaft, die - wie
die Weisen sagen - wenn sie echt ist, sowohl beim Reichen als auch beim Armen
gleich ist, und in beiden wirkt, was sie kann. 6 Siehe meine Herrin, vieles ist
mir an Wohltaten von Euch zuteil geworden, Euch aber von meinem Dienst nichts.
7 Ich bin nicht undankbar; wenngleich ich gestehe, ganz und gar unwürdig zu
sein, will ich mich wenigstens entschließen, würdig zu werden, wenn auch nicht dadurch,
dass ich handle, so doch wenigstens, dass ich mich bemühe. 8 Wie also könnte
ich all das vergelten, meine Herrin, was mir zuteil wurde? 9 Was ihren
heiligsten Töchtern für die Güte der einzigartigen Gnade? 10 Geschenke oder würdige
Werke passen nicht zu mir, doch die Früchte meiner Muße gebe ich Euch, nicht
Unnötiges, wie ich hoffe, wenn ich Eurer Frömmigkeit durch sie gefallen werde.
11 Eine edle Sache hört Ihr gern, am meisten, was aufbaut und was die Wahrheit
durch die Verbürgtheit des Erzählten weitergibt. 12 Ich habe ein Werk dieser
Art gegeben, um Euch zu dienen, aufzuschreiben, was ich gehört habe und was
anzuhören dem Glauben nützlich sei und dem intensiven (geistlichen) Fortschritt
helfe. 13 Lob suche ich nicht, noch sorge ich mich um Verleumdung; Euch erweise
ich dadurch Zuneigung; wenn ich nur die Herzen der Lesenden aufbaue oder sicher
erfreue. 14 Soweit wir sie gehört und erfahren und unsere Patres uns berichtet
haben, würde ein schwaches Gedächtnis Übles tilgen, das Unrecht aber nur, wenn durch
die Feder verwundet wurde und nicht zurücknehmbar ist. 15 Ich werde allein mit
dem Zeugnis meines Herzens unterzeichnen, nicht weissagend, und ich möge nicht
dahinein verfallen, dass ich kundtue, was in falscher Weise so erwünscht wird.
16 Nichts schreibe ich daher, was ich gelesen oder kopiert habe, sondern etwas,
was ich zu sehen, am meisten, was ich zu hören bekommen habe. 17 Ich hoffe
dennoch, dass es sehr viele Schriften sein mögen, die, wenn sie uns auch
verborgen sein mögen, denn Vergehen würden uns verborgen sein, besonders in
ihrer Gegend und Umgebung aufbauten. 18 Wenn sie (ihnen) also jetzt in die
Hände gelangen, mögen sie uns nicht verurteilen; wenn sie ihnen verlesen werden,
sei beides zuverlässig. 19 Wenn ich ihnen aber die Hand nicht versage, mit der
sie voller Erkenntnis gestärkt werden, so bewahre dennoch Gott die Ehre seiner
Werke und mir die Nachsicht meiner Handlung.
[1] Hans D. OPPEL, Die
exemplarischen Mirakel des Engelhard von Langheim. Untersuchungen und kommentierte
Textausgabe, (Dissertation, Würzburg 1976) Textedition 148 – 208.
Eigene Übersetzung unter Mithilfe einer weiteren Person, die ebenso anonym bleibt. Wer es besser kann, sei ausdrücklich und herzlich dazu
eingeladen.