Sonntag, 27. Februar 2022

Besonders und begnadet - mein Buch ist da

Wer diesen Blog liest, wird recht bald bemerken, dass mir unter den drei großen Helftaer Mystikerinnen Mechtild von Hakeborn die - wenn man so sagen darf - liebste ist. Dass das, was man schätzt, zuweilen anders betrachtet wird, als es die Mehrzahl der Leute tun, sollte nicht überraschen. Auch nicht, dass dies mitunter zu anderen Einsichten führt. Meine Version der Buchentstehung des Liber specialis gratiae habe ich also nun für ein breites Publikum zusammengefasst. Sie ist anders, als das, was bisher darüber geschrieben wurde. Dass diese allgemeine Veröffentlichung nun vor der wissenschaftlichen erscheint, hat verschiedene Gründe. Die wissenschaftliche wird auch noch kommen! Nichtsdestotrotz ist hier schonmal der Link zum Buch in unserem Klosterladen: 

https://klosterladen.kloster-helfta.de/produkt-kategorie/buecher/spiritualitaet

Es ist unter dem Titel "Besonders & Begnadet. Mechtild von Hakeborn - Gedanken zu ihr und ihrem Buch" im Kunstverlag Josef Fink zum Preis von 9,80 € (Deutschland), ISBN: 978-3-95976-379-0, erschienen.

Ich sehe den Startpunkt des Buches der Mechtild in einem historischen Ereignis, bei dem ein Urtext entstand, der inhaltlich ein Liturgiekommentar war. Mechtild hat bei diesem Ereignis eine Rolle innegehabt, die ihr allgemeine Aufmerksamkeit sicherte, ganz gleich, ob nun der Buchtext in seiner Erstversion dafür verantwortlich ist oder eine spezielle öffentlich wahrnehmbare Funktion, anlässlich derer das Buch eins des Liber in der Urversion an einen hohen Gast erstmals herausgegeben wurde. Es wäre gänzlich unüblich, in einem Kloster die Vita einer noch lebenden Mitschwester zu verfassen, wenn diese nicht zuvor durch irgendetwas Aufmerksamkeit erregte. Dass eine externe Nachfrage bestand, belegen die vielen Bemerkungen im Buch selbst, die sich direkt an den Leser / die Leserin richten. Wer allerdings einen Bericht über eine Gebetserhörung und damit den Hinweis auf eine Verehrung zu Lebzeiten sucht, muss sich bis zum Liber IV gedulden. Zuvor stehen ab Liber II ihre Person und ihre Lehre im Fokus. Und sie scheint mir auch nicht ganz diejenige zu sein, die später durch diverse Erweiterungen daraus gemacht wurde. Die sogenannte Mystik Mechtilds, jedenfalls die heute in Summe zu lesende, ist das, was andere als sie selbst nicht nur notierten, sondern auch in bereits Vorhandenes einfügten, was sie ergänzend hinzufügten. Der Schlüssel zu Mechtilds eigenem Denken und Beten, zu ihrem Verständnis von Schrift und Liturgie dürfte am authentischsten im Liber eins zum Vorschein kommen, wenn man diejenigen Beiträge ausschließt, die offensichtlich spätere Ergänzungen sind.