Samstag, 23. November 2013

Der Schlussstein


Ein Kirchengebäude ist nicht bloß ein Bauwerk, eine besonders schöne Kirche daher auch nicht bloß das Meisterstück einer bestimmten Epoche oder eines berühmten Baumeisters. Als Wohnung Gottes unter den Menschen und Abbild des himmlischen Jerusalem, war ein solcher Bau voller Symbolik. Alles zielte darauf ab, den Abglanz einer ewigen Welt für die jeweilige Gegenwart sichtbar zu machen und den damit verbundenen tiefen Ernst menschlichen Heilsstrebens zu vermitteln. Wie umfangreich das theologisch-exegetische Repertoire sein konnte, stellte Joseph Sauer bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts dar, als er die verschiedenen mittelalterlichen Autoren hinsichtlich ihrer diesbezüglichen Ansichten analysierte.[1]
Für den damals zeitgenössischen Betrachter einer romanischen oder gotischen Kirche, war das durch den Bau verkündete Wort Gottes kein kryptisches Etwas für Eingeweihte. Es war ihm direkt zugänglich und in seiner Botschaft verständlich. Wenn also die endzeitliche Thematik in den Lesungen am Ende des Kirchenjahres nach bildlicher Darstellung verlangte, so war diese reichlich in Kirchbauten für den Besucher analysiert und - ihm verständlich - verarbeitet worden. Der Jüngste Tag, die Wiederkunft Christi wie auch das Endgericht waren damals die Menschen bewegende Szenen, die immer wieder ins Bild gebracht wurden. Waren in der Romanik noch die Apsiden im Inneren und außen das Hauptportal die wichtigsten Orte solcher Inszenierungen, so kam mit den verbesserten Bautechniken im Gewölbebereich in der Gotik ein weiterer Platz hinzu: Im Kreuzungspunkt von Längs- und Querschiff, inmitten der Vierung, konnte nun ein gut sichtbarer Schlussstein platziert werden.


Im Epheserbrief (2,20) ist - dazu passend - der folgende Satz zu lesen: Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut, der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Eine interessante bildhafte Umsetzung dieses paulinischen Gedankens findet sich beispielsweise in der ehemaligen Klosterkirche von Mariaburghausen bei Haßfurt. Dort ist der endzeitliche Christus auf besondere Weise im Schlussstein dargestellt. Die nimbierte Büste mit schulterlangem Haar trägt einen ungewöhnlich langen Schnurrbart, der nach beiden Seiten die Form eines Schwertes hat. Die Spitze des jeweiligen Schwertes geht vom Mund der Christusfigur aus. Die Szene des die Welt richtenden wiederkommenden Herrn soll wohl eine Anspielung auf die Entscheidungsforderung in Mt 10, 34-39 sein. Am Ende – so wollten es diese Zisterzienserinnen wohl verstanden wissen – zählt nur die aus der Liebe zu Christus heraus gelebte Beziehung zu den Menschen.


[1] Joseph SAUER, Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters. Mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis, Sicardus und Durandus, (Freiburg im Breisgau ²1924).

Dienstag, 19. November 2013

Ein Rechnungsbuch

Ein recht interessantes Werk über das Beziehungsgeflecht spätmittelalterlicher Zisterzienserinnenklöster im Spiegel ihrer hinterlassenen wirtschaftlichen Dokumentationen legte jüngst die Autorin Julia Bruch mit der Edition eines Rechnungsbuches aus der Zisterze Kaisheim vor. Unter den Frauenklöstern finden hier Kirchheim am Ries, Nieder- und Oberschönenfeld, Pielenhofen, Seligenthal und Zimmern Erwähnung. Das Buch ist unter dem Titel 

"Die Zisterze Kaisheim und ihre Tochterklöster. Studien zur Organisation und zum Wirtschaften spätmittelalterlicher Frauenklöster mit einer Edition des 'Kaisheimer Rechnungsbuches'" 

in der Reihe Vita regularis - Ordnungen und Deutungen religiösen Lebens im Mittelalter; Editionen Bd. 5 (Berlin / Münster / Wien 2013) im LIT - Verlag erschienen, ISBN 978-3-643-12370-1.
Frau Dr. Julia Bruch promovierte bei Frau Professor Dr. Annette Kehnel in Mannheim.


Samstag, 9. November 2013

Die Säule im Tempel Gottes

Eine Antiphon zum heutigen Weihetag der Lateranbasilika hat folgenden Text:

Wer siegt, den werde ich zu einer Säule machen im Tempel meines Gottes, und ich werde meinen Namen auf ihn schreiben.

Südportal der Kirche des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Beuren

Die Säule im Tempel ist schon in archaischer Zeit ein Bild für die Verbindung von Himmel und Erde, aber auch für das Leben schlechthin. Ihr Urtyp ist der Baum, dessen Gliederung in Wurzelwerk, Stamm und Krone sie - Stein geworden - mit Basis, Schaft und Kapitell nachbildet. Eine Säule im Tempel Gottes zu sein, ist dann eine Metapher für ewiges Leben bei Gott. Und vielleicht ist es dann auch nicht mehr fremd, wenn in den Stamm dieses Lebensbaumes ein Name eingraviert wird, so wie es Verliebte manchmal tun. Gott liebt uns Menschen so sehr, dass er diese Beziehung auch sichtbar verewigen möchte, eingraviert am Tempel.

Freitag, 8. November 2013

Klosterleben in Zimmern im Gründungsjahrhundert



Hiltgarts ehemaliges Kloster befindet sich im nördlichen Teil Schwabens in der Diözese Augsburg im heutigen Bundesland Bayern. Es wurde zunächst um 1233 im mittelfränkischen Windsfeld gegründet, von dort 1245 nach Stahelsberg (heute Schlossberg bei Hechlingen) und dann 1252 erneut, diesmal nach Zimmern verlegt. Gründer ist Friedrich von Truhendingen mit seiner Ehefrau Agnes. Durch größere Zuwendungen wurden Egelolf von Lierheim und später Rudolf von Hürnheim – Rauhaus zu Mitstiftern. Bereits 1263 konnte die Gemeinschaft einen Tochterkonvent nach Niederösterreich aussenden, wo das St. Bernhardskloster bei Horn gegründet wurde. Das Interesse am geistlichen Leben dieser Zisterzienserinnen muss also trotz der lokalen Startschwierigkeiten immens gewesen sein und die Eintritte offenbar reichlich.[1] 

In dieser Zeit der Blüte tritt auch Hiltgart in das Kloster ein. Aus ihren Worten[2] ist über ihr Kloster, dessen Namen sie nennt, das Folgende zu entnehmen:

Ihr Kloster steht unter dem Patrozinium des Heiligen Kreuzes und wird noch 1282 von der ersten Äbtissin, welche Elisabeth heißt, geleitet. Diese hat dem Kloster damit eine Kontinuität durch fast 50 Jahre Leitungsdienst gegeben und dürfte einst sehr jung in dieses Amt gewählt worden sein. Hiltgart von Hürnheim hat in ihrem Kloster Kontakt zu einem Mönch der Abtei Kaisheim namens Rudolf von Hürnheim, den sie als ehrsam und bescheiden charakterisiert und dem sie eine deutlich höhere Qualifikation für die Ausübung der ihr von ihm zugedachten Arbeit zuschreibt. Aus dem identischen Terminus ehrsam für Äbtissin und Mönch kann man vermuten, dass es sich hier wahrscheinlich um einen wohl auch deutlich älteren Priestermönch handelt. Die nähere Beschreibung dieses Mannes als demütig und bescheiden und die Kennzeichung ihrer Rolle ihm gegenüber als willige Dienerin in der Sache dieser Übersetzung, lässt auf eine gewisse Vertrautheit schließen. Dies ist umso beachtenswerter, da sie deutlich kundtut, dass sie ihre Tage im Schweigen und damit wohl auch in Klausur verbringt. Damit kann man ihm eine Funktion als Spiritual und Lehrer zuschreiben. Die Tatsache, dass sie eine so qualitativ anspruchsvolle Übersetzungstätigkeit leisten kann, obwohl sie noch recht jung ist und dennoch schon lange in ihrem Kloster, lässt auf sehr gute Ausbildungsmöglichkeiten in Zimmern schließen. Die Anfertigung eines Buches bedingt eine gewisse Logistik hinsichtlich der Materialbeschaffung und –herstellung (Pergament, Tinte, Schreibschule), sodass davon auszugehen ist, dass all diese Möglichkeiten in ihrem Kloster vorhanden waren oder problemlos beschafft werden konnten. Dies setzt einen gewissen Wohlstand voraus. Da sie das Buch – das im Original leider nicht mehr vorhanden ist – wohl auch selbst geschrieben hat, muss sie auch eine Ausbildung in dieser Kunst erhalten haben.   


[1] Zu den Angaben und Gründungsdetails dieses Ortes vgl. Edgar KRAUSEN, Die Klöster des Zisterzienserordens in Bayern, in: Bayerische Heimatforschung Heft 7 (München-Pasing 1953), S. 106f.; BRAUN, Ein wanderndes Kloster (Windsfeld – Stahelsberg – Zimmern), Gunzenhauser Heimatbote 2 (1926/28), s. 34-35.
[2] Gemeint ist ihre Vorrede zur Übersetzung des Secretum Secretorum. Reinholt MÖLLER (Hg.), Hiltgart von Hürnheim. Mittelhochdeutsche Prosaübersetzung des „Secretum Secretorum“, (Deutsche Texte des Mittelalters 56, Berlin 1963) Vorrede S. 3f.

Donnerstag, 7. November 2013

Hiltgart von Hürnheim - Teil II




In ihrer Vorrede, die sie dem Text vorangestellt hat, verweist die Übersetzerin auf zwei Berufungsgeschichten in der Hl. Schrift, die einen Einblick in die Person der Hiltgart geben. In ungefährer hochdeutscher Entsprechung sagt Hiltgart etwa[1]:

Nun hab ich etliche Materie mit unbedachten Worten bäurisch ausgelegt,
Doch werde niemand zu seinem Erstaunen davon bewegt,
Dass ich mit Herrn Jeremia ein Kind bin – a.a.a. – und kann nicht reden.
Ich habe die Mehrheit meiner Tage zu schweigen gepflogen,
Mit Herrn Moses bin ich geworden von schwerfälliger Zungen.
Euch Achtgebenden und Hörenden muss (es) gut gelingen.

Die von ihr angesprochenen Bibelzitate sind die folgenden[2]:

Jer 1, 6-8: Ach, mein Gott und Herr, ich kann doch nicht reden, ich bin noch so jung. Aber der Herr erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten – Spruch des Herrn.

Ex 4, 10: Doch Mose sagte zum Herrn: Aber bitte, Herr, ich bin keiner, der gut reden kann, weder gestern noch vorgestern, noch seitdem du mit deinem Knecht sprichst. Mein Mund und meine Zunge sind nämlich schwerfällig.

Stellen Sie sich vor, irgendwo in Nordafrika taucht plötzlich eine aramäische Handschrift religiösen Inhalts aus der Zeit Jesu auf, die alle Welt interessiert und die von einem großen Gelehrten bereits aus dem Aramäischen ins Lateinische übersetzt worden ist. Und nun trägt jemand die Bitte an Sie heran, diesen bedeutenden Text, der in aller Munde ist, in der Landessprache zu veröffentlichen, weil Sie beispielsweise gerade Ihr Abitur gemacht oder einen Sprachkurs erfolgreich absolviert haben. Sie wissen, es gibt viele Professoren und Gelehrte, die das tausendmal besser können als Sie, die sich mit der Materie auskennen und jeden Zeitbezug und Querverweis einarbeiten können. Aber nicht diese, sondern Sie sollen diese Übersetzung liefern. Sie haben den Anspruch einer gewissen Qualität, von der Sie wissen, dass Sie diesem in dieser Lage gar nicht gerecht werden können, aber andererseits nicht die Möglichkeit, diese Aufgabe abzulehnen. Und selbst wenn Sie ein bisschen stolz auf diese - Ihre Erwählung - wären, so schwingt doch die ungeheure Angst mit, all jene wesentlich Begabteren würden Sie und Ihre Arbeit am Ende in der Öffentlichkeit zerfetzen. Wie würden Sie sich da fühlen?

So etwa muss es dieser jungen, etwa 27 jährigen, Frau ergangen sein[3], als ihr diese große Aufgabe angetragen wurde: Sie lebt in einem Kloster – weglaufen geht nicht! In ihrer Selbstdarstellung nennt sie sich kindisch an Tugend und an Jahren.[4] Sie ist eine der jüngeren Ordensschwestern und hat sicher noch einige Sätze derer im Kopf, die sie erzogen haben. Vielleicht war da ja manchmal ein Hang zu kleinen Albernheiten und Schabernack, was solche Bemerkungen provozierte. Und nun eine solche Aufgabe, von außen an sie herangetragen! Was, wenn sie das entgegengebrachte Vertrauen enttäuschte? Es war eine außergewöhnliche Bitte, soviel ist klar. Sie brauchte sogar die Erlaubnis ihrer Äbtissin, die dieser Sache gegenüber ein wohlwollendes Interesse zeigte.[5] Und dann war da möglicherweise noch die sich aus ihrer Profess ergebende Verpflichtung vor Gott: Anzufangen, ohne Kommentar und Widerspruch (RB 68), wenn sie diese Bitte als Anruf Gottes verstand. Jedenfalls denkt sie in dieser Weise über diese Bitte nach. Welche Not! Schließlich stellt sie sich noch ihren Leser und ihre Leserin (!) vor[6], welche außerhalb des Klosters leben und vergleicht sich mit ihnen in ihren Fähigkeiten. Welche Sprachgewandtheit sie doch haben mögen, während ihr Beruf darin besteht, zu beten und zu schweigen, was sie bereits seit rund 20 Jahren tut.[7] Betend wird sie ihren einzigen Ausweg gewählt haben, den Herrn um Trost und Hilfe anzuflehen, um eine Antwort zu finden. 

Wenn man sich in einer gewissen Notlage befindet, so ist auch das Bewusstsein besonders empfänglich für Sätze, die auf die eigene Situation passen. Schaut man sich nun also noch an, wann diese obigen Bibeltexte im Kirchenjahr nach den Gebräuchen der Zisterzienser gelesen werden, so liegen beide Texte in der Fastenzeit. Die fünf Bücher des Mose wurden zwischen der Septuagesima und dem Passionssonntag täglich in den Vigilien und bei den Mahlzeiten im Refektorium gelesen.[8] Das Buch Exodus und die Weigerungsversuche des Mose dürften demnach etwa um die Mitte der zweiten Fastenwoche begonnen worden sein, also kurz nach dem Sonntag, an dem die Bücher für die Fastenzeit verteilt wurden. Möglich, dass Hiltgart bei diesem Anlass, also am ersten Fastensonntag mit ihrer künftigen Aufgabe konfrontiert wurde. So konnte sie diesen Text ganz anders und auf sich bezogen hören. Mit dem Buch Jeremia wird am Passionssonntag begonnen. Auch diese Geschichte nimmt sie noch sehr lebhaft in sich auf und setzt sie in Bezug zu ihrer Arbeit. Sie hat also scheinbar ganze vier Wochen gebraucht, um diesen Auftrag auch innerlich anzunehmen. Die obigen Textstellen lesen sich dann wie die Antwort Gottes auf ihre Unfähigkeitsargumente, als die Worte, die ihr den Mut und die Legitimation gaben, diese Arbeit zu wagen. Dabei hat, ihrer Reihenfolge nach zu urteilen, der Jeremiatext eine wohl höhere Bedeutung gehabt, denn die Worte sind wie eine konkrete Handlungsanweisung gefasst und haben diese Arbeit offenbar begleitet. Im Kontext des zu dieser Zeit nahen Osterfestes und der ganzen Hinwendung eines gläubigen Christen auf dieses Ereignis, dürfte die Zeit nach dem Passionssonntag jenes Jahres mit diesem konkreten Text ihr Zaudern überwunden und ihr inneres „Ja“ bewirkt haben. Aus solcher Haltung heraus ist es auch nicht erstaunlich, dass das entstandene Werk eine möglichst wortgetreue Übersetzung ohne vorsätzliche Kürzungen oder selbstgefällige Textkritik ihrer Vorlage ist.[9] Sie hat ihre Arbeit nach absolut bestem Wissen und Gewissen erledigt. 

Ihre Motivation zu diesem Werk aber nimmt sie noch aus einer weiteren Quelle. Denn sie sagt deutlich, dass der sie beauftragende Kaisheimer Bruder Rudolf diese Arbeit viel besser hätte ausüben können, wenn ihn nicht seine Demut daran gehindert hätte[10]. Was immer daran stimmen mag, in ihrer persönlichen Wahrnehmung hatte dieser Bruder für sie dieses Charisma eines tugendhaften geistlichen Lehrers. Diese, so fährt sie fort, habe sie bezwungen und dazu ermutigt, den Kampf mit der eigenen Nachlässigkeit aufzunehmen.[11] Mögen Historiker und Germanisten einen Anklang() an traditionelle Demutsformeln[12] diagnostizieren – so redet niemand, der nur äußerlich einen rituellen Gestus abspult. Ihre größere Sorge ist es, dass ihr jemand Nachlässigkeit und Trägheit unterstellen würde, während sie sich scheinbar damit arrangieren kann, dass sie jemand trotz aller geleisteten Sorgfalt für unfähig hält.[13] So gesehen, ist es wohl nicht uninteressant zu bemerken, dass sie den großen Aristoteles nicht nur als einen Liebhaber der Weisheit, sondern zudem als Prüfer der tugendhaften Reinheit bezeichnet.[14]   

Es geht aus dem Text nicht hervor, wielange diese Arbeit sie beschäftigt hat. Den Zeitpunkt des Beginns aber könnte man, wenn man obige Beobachtungen einfließen lässt und die Jahreszahl beachtet, noch genauer bezeichnen. Das zisterziensische Jahr 1282 begann mit dem 25. März. Dieser Tag war in jenem Jahr der Mittwoch in der Karwoche. Somit hätte sie etwa um Ostern herum ihre Zusage gegeben und mit ihrer Übersetzung begonnen. –  Hiltgart von Hürnheim hat im Kloster keine größere Karriere gemacht. Letztmalig historisch fassbar wird sie als Schwester im Zeugendienst in einer Urkunde vom 07. April 1299 für ihr Kloster.[15] Es ist nicht bekannt, dass sie Priorin oder Äbtissin geworden wäre. Aber sie hat Zisterziensergeschichte geschrieben: die Geschichte eines hochbegabten Menschen, der die gestellten Aufgaben annahm um primär Gott zu gefallen.





[1] Dies ist der Versuch einer einigermaßen lesbaren eigenen Übertragung unter Beibehaltung des Verscharakters, was nicht immer gelingt. Das letzte Wort der 4. Zeile heißt mhd. bei Hiltgart gepflegenn. Die Textvorlage ist die Edition von Reinhold MÖLLER (Hg.), Hiltgard von Hürnheim. Mittelhochdeutsche Prosaübersetzung des „Secretum Secretorum“, (Deutsche Texte des Mittelalters 56, Berlin 1963) Vorrede S. 3f. Einzelne originale Versteile sind nachfolgend mit „O:“ und kursiv wiedergegeben.
[2] Die beiden Bibelzitate folgen der Einheitsübersetzung (Stuttgart 51988).
[3] Das mutmaßliche Alter ergibt sich nach MÖLLER (ebd. Einleitung S. LXIV) aus einer Schenkungsurkunde des Jahres 1262, ausgestellt vermutlich anlässlich ihres Eintritts, der Annahme eines damaligen durchschnittlichen Eintrittsalters von 7 Jahren und ihrer eigenen Bemerkungen über ihre Jugend zur Zeit der Übersetzungsarbeit.
[4] O: Kinndisch an tugend und an jaren.
[5] O: Mit urlaub und gunst meiner maisterschaft.
[6] O: Ich pit euch leser und leserinne.
[7] O: Ich han manigen tag meiner schweig gepflegenn. Die 20 Jahre ergeben sich aus dem in ihrer Vorrede genannten Abfassungsdatum ihrer Schrift 1282 und dem mutmaßlichen Eintritt 1262, vgl. MÖLLER, ebd., Einleitung S. LXIV.
[8] Vgl. Ecclesia Officia. Gebräuchebuch der Zisterzienser aus dem 12. Jahrhundert, übersetzt, bearbeitet und herausgegeben von Hermann M. HERZOG und Johannes MÜLLER, (Quellen und Studien zur Zisterzienserliteratur 7, Langwaden 2003), S. 77-79, Kapitel 11.
[9] Vgl. die Analyse zur Übersetzungstechnik von MÖLLER, ebd. Einleitung, S. LXXIV – CII.
[10] O: Er selber hiet es vil pas zu teutsch praht, Wann das in sein diemuet geirret hat.
[11] O: Von der pin ich wetwungen Das ich mich mit meiner unwitz sein habe underwunden.
[12] MÖLLER, ebd. Einleitung S. LXIV.
[13] O: Das ir das nichtt zelent meinem unfleiß noch tragkait sunder meiner unkunst und unweißhait.
[14] O: Der ain minner der weishait, Ain prüefer der tugentlichen rainigkait. 
[15] MÖLLER, ebd., Einleitung S. LXIV.