Sonntag, 16. Februar 2014

Silentium

Klöster sind heute ein beliebter Ort, Tagungen abzuhalten, besonders natürlich über die klösterliche Geschichte. Das Ambiente ist gerade dort dazu geeignet, in eine Welt etwas einzutauchen, die vielleicht noch einen Hauch dessen vermittelt, was damals gewesen sein könnte, aber auch mit dem in Kontakt zu kommen, was solch ein Ort ist. Naturgemäß ist eine Tagung ein Ort des regen Austauschs, ein Ort des gesprochenen Wortes. Klöster hingegen sind ihrer Intention nach zwar Orte der Begegnung, doch steht dort an erster Stelle vor der Begegnung der Menschen untereinander die Begegnung mit Gott, die im Schweigen geschieht. Das rechte Maß zwischen Reden und Schweigen zu finden war zu allen Zeiten eine Herausforderung. Schweigen und Stille sind absolut nicht bedeutungslos in ihrer Wirkung auf die Befindlichkeit des einzelnen Menschen. So ist das institutionell geregelte Schweigen einer Ordensgemeinschaft und die Art, wie dort schweigende Kommunikation geschieht, sicher auch nicht bedeutungslos für den Zustand der Gemeinschaft. Grund genug, einmal konkret darüber nachzudenken, wie sich Schweigen einer Gemeinschaft mitteilte, wie es wahrgenommen wurde und wie die besonders dem Schweigen vorbehaltenen Orte "genutzt", geachtet oder besser noch gewürdigt wurden. Ist Schweigen eine irgendwie messbare Größe? Vielleicht kann man sich diesem Phänomen annähern, wenn man sich mit denjenigen Informationen und der Art ihrer Mitteilung behilft, die einen Verstoß gegen das Schweigegebot anzeigen oder sich fragen, welche Rolle das Schweigen und die besonderen Orte des Schweigens in der Wertschätzung der Mönche und Nonnen von Konventen einnahm, die in der frühen Neuzeit von außen als dekadent bezeichnet wurden. Wie verhält sich die Wahrung des Schweigens zum inneren Frieden einer Gemeinschaft (auch Schweigen kann ja Konflikte auslösen)? Wie stehen Fortbestand und Auflösung damit in Verbindung? Nicht uninteressant ist es, einmal die Umnutzung von Orten sich anzusehen, wenn beispielsweise ein Ort des Redens, das Parlatorium, in einen Ort des Schweigens, z.B. eine Totenkapelle, umgestaltet wurde (z.B. Stift Heiligenkreuz / Österreich). Wie veränderten sich im Rahmen der immer wieder notwendigen Anpassung des monastischen Alltags an zeitbedingte Erfordernisse die Räume und die Art des Umgangs mit dem Reden und Schweigen?